Was ist das für ein Ding?
Auflösung vom 18. Mai 2020
Im letzten Rätsel haben wir Ihnen die Vorderseite eines Gerätes der Firma Philips gezeigt. Selbst wenn man den Rest des unten dunkelroten und oben beigen Kunststoffgehäuses sieht, erschließt sich die Funktion nicht sofort. Man erkennt ein bis auf einen Schlitz an der Vorderseite geschlossenes Chassis mit den Maßen 20x9,5x22,5 cm und einer Taste vorne links.
Es handelt sich um einen Plattenspieler Modell „Mignon“, den Philips ab 1956 als den „sich selbst bedienenden Plattenspieler“ anbot. Eine 45er Single-Schallplatte wurde in den Gehäuseschlitz gesteckt und das war auch schon alles, was der Bediener tun musste. Den Rest erledigte der Mignon automatisch: Einschalten, Reinigen des Saphirs, Aufsetzen der Nadel, Abspielen, Ausschalten und Herausschieben der Platte. Kein Wunder, dass die Zeitschrift Funkschau lobte, er sei ideal für „technisch Unbegabte, für Kinder und für jene, deren Hände schon etwas zittern“.
Die Taste vorne links ist eine Unterbrechertaste, die nur dann gedrückt wurde, wenn man den Abspielvorgang vorzeitig beenden und die Platte entnehmen wollte.
Das Gerät konnte 1956 zum Preis von 79 DM erworben werden, ein stolzer Preis, bedenkt man, dass das durchschnittliche Bruttomonatseinkommen bei knapp 400 DM lag.
Noch teurer war allerdings mit
148 DM die Ausführung in Metall, die im Auto eingebaut werden konnte.
Das Abspielen von Schallplatten im Auto während der Fahrt war bis dahin aus mehreren Gründen unmöglich. Zum einen erforderte das Aufsetzen des Tonarms schon bei Tischgeräten eine ruhige Hand, in einem fahrenden Wagen ist diese Handhabung ein unmögliches Unterfangen – von der Gefahr der Ablenkung vom Straßenverkehr ganz zu schweigen. Hier kam die einfache Konstruktion des Auto-Mignon der Forderung nach unkomplizierter Bedienung entgegen. Die Lösung der Bedienungsprobleme allein hätte jedoch noch keinen Musikgenuss im Auto verschafft, da diesem ein großes techisches Problem entgegenstand. Die herkömmlichen Plattenspieler konnten auf Grund des geringen Auflagegewicht des Tonabnehmers (~ 10 g) und der geringe Rillentiefe der Platten keine Stöße und Bewegungen abfedern. Der Auto-Mignon war jedoch mit einem mechanischen Schwingkreis und der auf drei Druckfedern freischwingenden Aufhängung so konstruiert, dass alle auftretenden Bewegungsimpulse aufgefangen und ausgeglichen wurden. Dem Abspielen der Lieblingshits im Auto stand nichts mehr im Wege.
Auflösung vom 4. Mai 2020
Im
letzten Rätsel hatten wir Ihnen Fred vorgestellt, der 1956 irgendwo in der
Bundesrepublik lebt und Rock `n‘ Roll. Elvis, Chuck Berry, Jerry Lee Lewis liebt.
Mit seinem Röhrenradio kann Fred den amerikanischen Soldatensender AFN
empfangen, der immer die neuesten Scheiben aus den USA spielt. „Whole Lotta
Shakin‘ Goin‘ On“ volle Lautstärke – großartig. Wäre da nicht der gestrenge
Vater, der Marsch- und Volksmusik liebt, Rock `n‘ Roll für Affenmusik hält und
dem überhaupt die ganze Richtung seines Sohns nicht passt. Da gibt es nur eins:
Sämtliche verfügbaren Groschen einstecken, die NSU „Quickly“ aus dem Schuppen
holen und ab in die Kneipe am Hauptbahnhof, Gleichgesinnte treffen.
Und Freds Groschen? Die verschwanden, Sie werden es erraten haben, natürlich im Münzschlitz einer Musikbox.
Bei unserem gesuchten Ding handelt es sich um eine Seeburg VL 200 der J. P. Seeburg Corp. mit Sitz in Chicago, USA. Das Modell VL 200 war mit 100 Singles bestückt. Da eine Single in der Regel auf jeder Plattenseite einen Musiktitel hatte, waren in dieser Musikbox also 200 Songs „gespeichert“. Nach Einwurf eines oder mehrerer Geldstücke wählte man die gewünschten Musikstücke aus. Dazu drückte man auf einem Tastenfeld zunächst einen Buchstaben und anschließend eine Zahl, denn jedem Titel war eine Buchstaben-Zahlenkombination zugeordnet. Welche Tasten man drücken musste, um ein bestimmtes Musikstück zu hören, entnahm man den entsprechend beschrifteten Titelschildchen, die sich bei der Seeburg VL 200 auf einer drehbaren Trommel befinden.
Die Musikboxen der Firmen Wurlitzer, Seeburg oder Rock-Ola eroberten in den 1930er Jahren den amerikanischen, nach dem Zweiten Weltkrieg auch den deutschen Markt. Gegenüber der amerikanischen Konkurrenz konnten sich in Deutschland auch heimische Hersteller behaupten. Die Musikboxen prägten das Lebensgefühl der Jugend in den 1950er Jahren. Sie boten ihr die Möglichkeit, in „ihren“ Kneipen „ihre“ Musik zu hören, denn die Musikboxen waren immer mit den aktuellen Hits bestückt. Im deutschen Rundfunk war Rock `n‘ Roll verpönt und wurde selten gespielt. Anders die amerikanischen und britischen Soldatensender in Deutschland, die in jener Zeit Teil der Jugendkultur wurden.
Auflösung vom 27.04.2020
Zu dem Detailbild der letzten Woche erhielten Sie folgende Hinweise: Eine Platte mit Rillen, ähnlich einer Schallplatte, aber keine Nadel zum Abtasten. Ein Motor, der vorwärts und rückwärts laufen konnte, ein starker Dauermagnet, das waren z.B. Bestandteile des Gerätes. Genutzt wurde dieses Gerät seinerzeit vor allem von Männern. Es gab auch, zumeist zeitgleich angeschafft, eine entsprechende Ausführung für Frauen – allerdings mit weniger Funktionen. Der Vorteil: Beide konnten zeitlich und räumlich getrennt die Funktion des Gerätes nutzen.
Haben Sie es erraten?
Bei dem gesuchten Gerät handelt es sich um ein Magnetplatten-Diktiergerät der Firma Assmann GmbH, Bad Homburg. Genau wie bei einer Schallplatte hatte die Platte zwar zwei Seiten und Rillen, diese Rillen führten aber nur den Tonkopf, Aufnahme und Wiedergabe erfolgten magnetisch. Die Aufnahmezeit betrug zweimal 10 Minuten. Ebenfalls anders als bei einer Schallplatte konnte die Platte immer wieder neu bespielt werden. Dazu wurde mittels einer Taste ein starker Dauermagnet über die Platte geführt, der beide Seiten gleichzeitig löschte. Das abgebildete Modell Universa 640 kam Anfang der 1960er Jahre auf den Markt und war mit über 8 Kg Gewicht nicht gerade ein Leichtgewicht.
Diktiergeräte haben eine lange Tradition. Bereits 1910 brachte Carl Lindström in Berlin ein frühes Diktiergerät, genannt Parlograph, auf den Markt, bei dem auf eine elektrisch angetriebene Wachswalze aufgenommen wurde. Diesem und allen späteren Geräten ist gemeinsam, dass sie die Büroabläufe veränderten. Jetzt hieß es nicht mehr „Fräulein, bitte zum Diktat“, worauf die Sekretärin mit Stenographieblock in das Büro des Chefs eilte, sondern der Chef diktierte – unabhängig von der Anwesenheit von Schreibkraft oder Sekretärin - und übergab die Platte mit dem Diktat seiner Sekretärin, die über ihr eigenes Modell (in diesem Fall ein Dimafon Reprodukta 640), das nur Abspielen konnte, den gesprochenen Text auf der Schreibmaschine schrieb.
Auflösung vom 20.04.2020
Bei dem gesuchten Gerät handelt es sich um einen Stopfpilz mit elektrischer Beleuchtung, den der Elektrokonzern AEG unter dem Namen Stopflicht während des Zweiten Weltkriegs herstellte. Angeblich wurde der beleuchtete Stopfpilz von Konrad Adenauer erfunden, da sich seine Frau über die Funzelbeleuchtung beschwerte, bei der sie abends beim Stopfen kaum etwas sah. Adenauer war bekannt dafür, dass er gerne nützliche Dinge ersann und versuchte, diese zum Patent anzumelden. Ob diese Erfindung aber tatsächlich von ihm stammt, ist allerdings nicht belegt.
Der Griff und die Unterseite des Hutes sind aus lackiertem Holz. Eine gewölbte Kappe aus weißem Bakelit bildet die Oberseite des Hutes. Die Kappe kann abgenommen werden. Darunter befindet sich eine Glühlampe, deren Licht bei Benutzung des Stopfpilzes die Bakelitkappe von innen durchleuchtet. Die Stromversorgung erfolgte mit Netzstrom, wobei die Netzspannung von 110/125 Volt mittels eines im Stecker befindlichen Transformators auf 4 Volt Schwachstrom heruntergespannt wurde. Der Stopfpilz wurde auch für eine Netzspannung von 220 Volt produziert.
Das Flicken und Ausbessern von Kleidung, Bett- und Tischwäsche gehörte in weniger begüterten Haushalten zu den alltäglichen Verrichtungen der Hausfrauen und Töchter. Dazu bediente man sich neben Nadel und Faden einfacher Hilfsmittel. Einen Stopfpilz verwendete man, um beim Stopfen das Gewebe an der schadhaften Stelle zu spannen. Der Legende nach beschwerte sich Adenauers Frau, dass sie mit seinem Gerät noch mehr Löcher zum Stopfen fände. Der elektrische Stopfpilz hatte gegenüber den Stopfpilzen aus Holz den Vorzug, dass die schadhaften Stellen einfacher zu erkennen waren und leichter repariert werden konnten. Ein Schwachpunkt war die Kappe aus Bakelit, die bei Aufsetzen auf den Korpus leicht aufplatzen konnte.
Auflösung vom 13.04.2020
Das Ausschnittfoto der letzten Woche zeigte den Doppelscherkopf eines Elektrorasierers der Firma Philips von 1957. Philips hatte bereits 1939 einen Trockenrasierer mit einem runden Scherkopf entwickelt, bei dem kleine Messer im Inneren rotierten. Dieses Konstruktionsprinzip des „Philishave“ hat Philips bis heute beibehalten. Die Technik der Scherköpfe wurde im Laufe der Zeit verbessert, aus einem Scherkopf wurden zwei, später drei und das Design wurde dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Der Philishave war der erfolgreichste Elektrorasierer der 1950er Jahre.
Hatte zunächst der Kriegsausbruch verhindert, dass sich der Trockenrasierer einen Markt erobern konnte, war es in den ersten Nachkriegsjahren der Preis, der einer Verbreitung der Elektrorasur entgegenstand. Zwar boten viele bekannte Elektrogeräteherstellern schon bald nach der Währungsreform ihre Geräte an, gekauft wurden sie aber zunächst nur selten. 1953 besaßen 1,5 % der bundesdeutschen Männer ein solches Gerät, 1955 immerhin schon 15 %. Da der Preis für einen Rasierapparat nicht selten dem durchschnittlichen Wochenlohn eines Arbeiters entsprach, war die Anschaffung vor allem eine Frage des Geldbeutels, ein Luxus, den sich vor allem gut situierte Männer mit entsprechendem Monatseinkommen leisteten.
Steigende Kaufkraft und eine intensive Werbung, die neue Bedürfnisse wecken und Besitzwünsche fördern sollte, führte schließlich dazu, dass die Verkaufszahlen der Elektrorasierer in der 2. Hälfte der 1950er Jahre rasant stiegen: 1960 rasierten sich 40 %, 1961 sogar 50 % aller Männer elektrisch.
Neben der Betonung der Modernität, der Bequemlichkeit und
der Wichtigkeit eines gepflegten Erscheinungsbildes hob die Werbung Effizienz
und Zeitersparnis besonders hervor. „125 Tage seines Lebens verbringt der Mann
beim Rasieren. Das sind 3000 Stunden.“, rechnete Philips in einer Werbeanzeige
1955 vor - verschwendete (Arbeits)zeit, die sich mit dem Philips
Trockenrasierer um die Hälfte verkürzen ließe.
Auflösung vom 6.4.2020
Bei dem Elektrogerät, von dem wir Ihnen in der letzten Woche ein Ausschnittfoto gezeigt hatten, handelt es sich um einen Toaster, genauer gesagt um einen Brotröster. So nannte man die Geräte nämlich früher.
Hersteller des Toasters war die Firma Wilhelm Hilzinger aus Stuttgart, die ihre Produkte unter dem Markennamen Saluta vertrieb. Das Gerät hat eine Leistung von 700 Watt und ist auf eine Spannung von 220 Volt ausgelegt. Aus welchem Jahr es stammt, ist schwer zu sagen. Derartige Brotröster waren bereits in den 1930er Jahren, aber auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Markt.
Im Innern des Toasters erkennt man den Heizdraht. Um den gewickelten Heizdraht herum befinden sich vier Körbchen, in welche die Brotscheiben eingelegt werden. Durch die Hitze wird nun die innenliegende Seite des Brots geröstet. Um auch die andere Seite zu rösten, dreht man den roten Drehknopf. Alle vier Körbchen wenden sich nun gleichzeitig um. Die zuvor geröstete Seite ist jetzt außen, die bislang ungeröstete Seite des Brots innen.
Das Gerät schaltet sich nicht von alleine aus. Man muss es stattdessen im rechten Moment selbst ausschalten. Einen Schalter wie auch ein fest installiertes Kabel mit Stecker sucht man vergeblich. Man benutzte ein Wechselkabel, an dem sich auch in der Regel ein Schalter zum An- und Ausstellen befand.
In den nächsten Tagen werden wir auf Youtube einen Saluta-Brotröster in Betrieb vorstellen.